Jul
4
2016

Elvis 50 – „Hallo Elvis“ Show

Hallo Elvis

Kaum jemand kam den Orten und Menschen, die Elvis’ Leben prägten, so nah: Helmut Radermacher berichtet in seiner Kolumne „Elvis auf der Spur“ von seinen Reisen in den King-Kosmos und von einzigartigen Begegnungen.

Text: Helmut Radermacher

In der frühen 80er Jahren sendete ich beim SR1, der Europawelle Saar in Saarbrücken, regelmäßig auch zum Elvis-Todestag im August, zusammen mit dem dortigen Elvis-Fan Wolfgang Hellmann, die bis zu sechs Stunden-Sendung „ELVIS“. 1984 schlug ich vor, doch auch am 8. Januar zu Elvis‘ 50-jährigem Geburtstag eine Sondersendung zu moderieren. Erst hieß es ja, dann aber wurde daraus die großartige Fernsehsendung „Hallo Elvis“, Regie der Alleskönner Pit Weyrich. Ausgestrahlt wurde das Special am Freitag, dem 4. Januar 1985, in der ARD zur besten Sendezeit um 20:15 Uhr. (Die Sendung wurde schon im Dezember aufgezeichnet).
Der Untertitel der Sendung lautete „Die deutschen Popstars feiern eine Legende“. Die Schallplattenfirma K-Tel brachte dazu eine gleichnamige LP heraus. Ich schrieb damals auch den Hüllentext für die LP.

1984 Ted Herold Helmut Radermacher

1984: Ted Herold, Helmut Radermacher

„Hallo Elvis“ war die Abwandlung des Hits von Stefan Waggershausen aus dem Jahr 1980 „Hallo Engel“, Stefan war natürlich auch dabei. Genau wie Howard Carpendale („In The Ghetto“ und ein Elvis-Medley), die Spider Murphy Gang („Jailhouse Rock“ als „Zuchthaus Rock“), Joy Fleming („Flaming Star“), Achim Reichel („Trouble“ als „Trabb’l“ wie auch eine fast Punk-Version von „In The Ghetto“), die Ace Cats (Elvis-Medley), Drafi Deutscher („Love Me Tender“ in Deutsch), Ted Herold mit einem Elvis-Medley usw.

Superstar bei der Show aber war Peter Maffay, der für den Tag seinen Kollegen Johnny Tame mitgebracht hatte und mit „Johnny B. Goode“ und „Tiger Man“ (beides in Englisch) die Halle rockte. Weiter waren die damals noch angesagten Interpreten der „Neuen Deutschen Welle“ gut vertreten, so Geier Sturzflug, Peter Schilling, Trio usw. Natürlich sangen alle einen Elvis-Song, und das in deutscher Sprache.
Man merkte, auch die jüngeren Interpreten haben Elvis viel zu verdanken, die Inspirationen waren deutlich zu hören. Elvis kann ja so viel Spaß machen.

Helmut Radermacher und Achim Reichel

Helmut Radermacher und Achim Reichel

Ein paar Tage nach der Ausstrahlung der TV-Sendung „Hallo Elvis“ hatte ich zwei Verabredungen, und das exakt zum runden Elvis-Geburtstag am 8. Januar. Beide Termine waren in Luxemburg. Bei Achim Graul, dem dortigen Elvis-, Oldie- und Country-Experten, sollte ich bei seiner Elvis-Sendung am Nachmittag mit moderieren, am Abend beim Fernsehen von RTL dann bei Helga Guitton der einzige Gast beim Elvis-Special sein. Aber es war Januar, also kalt, nein bitterkalt. Die Zugfahrt von Coburg nach Würzburg klappte noch planmäßig, aber der Zug aus München hatte schon mal über eine Stunde Verspätung, alle dortigen Gleise seien vereist. Natürlich kam ich viel zu spät in Frankfurt an, der Flieger war schon unterwegs. Bei meinem Anruf bei RTL hieß es, egal, bitte nehmen Sie ein Taxi. Der Fahrer war Elvis-Fan, so war er begeistert, eine unterhaltsame Fahrt zu haben und Interessantes zu erfahren.

Wir kamen zur Grenze, na ja, das Übliche. Pass vorzeigen. Aber wo ist mein Pass? Bis ich drauf kam, ich hatte ihn zu Hause auf dem Schreibtisch liegen. Ich war jedoch im Glück, der Zollbeamte hatte tatsächlich die „Hallo Elvis“ Sendung mit mir gesehen, er erkannte mich demnach, so konnte ich dann einen Ersatzpass für zwei Tage bekommen.
Der Nachmittag aber war gelaufen. Achim erzählte mir später, er habe seine Hörer über das alles informiert, ich sei unterwegs, ihnen auch versprochen, dass ich dann eben noch mal zwischen zwei Fernsehterminen bei ihm zu einer zusätzlichen Elvis-Radiosendung auftauchen würde.

Ich stieg aus dem Taxi praktisch aus, um nonstop bei Helga Guitton auf Sendung zu gehen. Und alles klappte perfekt. Ich zeigte meine mitgebrachten Magazine, dazu alle LPs, die ich bis dahin schon für RCA zusammengestellt hatte, beantwortete ihre Fragen zu allen Bereichen der Elvis-Welt. Helga war sehr nett und professionell, war natürlich auch glücklich, dass wir ohne Probe eine informative und unterhaltsame Sendung hinbekommen hatten. Dann wurde ich gebeten, am Abend noch einmal zu einer Fortsetzung zu kommen. Sie bat die Zuschauer, sich Fragen zu überlegen, die sie vom Experten beantwortet haben wollten.

Also schnell rüber zur Abteilung Radio von RTL, eine Stunde mit Achim Graul und den Hörern plaudern, schöne Elvis-Musik kommentieren, was will man mehr?

Und schon wieder ab ins Fernsehstudio. Die erste Frage einer Zuschauerin – Herr Radermacher, wie hieß denn die Sängerin, die mit Elvis gesungen hat, als der auf dem Balkon stand? Natürlich kannte ich alle Elvis-Filme gut genug: Es war also Kitty White, die am frühen Morgen mit ihrem Verkaufswagen für Fisch durch New Orleans fuhr, beim Haus von Danny Fisher (Elvis in King Creole) vorbeikam und mit ihm dann das Lied „Crawfish“ sang. Helga war begeistert, die Frau am Telefon auch, so konnte es weitergehen, und so ging es weiter.

Achim holte mich anschließend ab, um mich zum Hotel zu fahren, dort wollte er alles genauer sehen, was ich so dabei hatte; es wurde eine lange Nacht mit vielen herrlichen Diskussionen. Elvis verbindet.