Jan
2
2020

DER KING & DIE BRAVO. Eine Rock’n’Roll-Lovestory!

BRAVO Elvis 85

85 wäre der King jetzt geworden. BRAVO begleitete ELVIS PRESLEY von Beginn seiner Karriere an. Aus diesem Grund gibt es jetzt ELVIS 85, eine 3-fach-CD in Kooperation mit BRAVO, zu Ehren seines Geburtstags.

Text: Alex Gernandt

“Mein Tag wird kommen!“ So lautet die Headline einer der ersten BRAVO-Cover mit Elvis Presley Anfang 1957. Eine visionäre Zeile, wie sich bald zeigen wird. Sein Tag ist gekommen – Elvis wurde zum “King Of Rock’n’Roll“ und zum “Schwarm von Millionen“, wie BRAVO in einer Story schreibt. Aber als das Jugendmagazin im August 1956 zum ersten Mal erscheint, ist vom Phänomen Rock’n’Roll und Elvis Presley in Deutschland noch nichts zu spüren. BRAVO ist zunächst eine reine Filmillustrierte, Jugendkultur und Rockmusik existieren hierzulande noch gar nicht. Eine Tatsache, die sich jedoch bald ändern würde, dank Elvis.

WIE ALLES BEGANN

Eines Tages, es muss im Herbst 1956 gewesen sein, ruft BRAVO-Gründungs-Chefredakteur Peter Boenisch in Hollywood bei Korrespondent G. Thomas Beyl (das G. stand für Gerhard, aber diesen Namen mochte die Reporterlegende nicht) an: “Thomas“, sagt Boenisch, “besuch doch mal diesen neuen jungen Sänger, von dem jetzt ganz Amerika spricht!“ Gemeint ist natürlich Elvis Presley, und Beyl hat eine Mission. Er verabredet sich mit dem hierzulande noch gänzlich unbekannten Sänger, der in Amerika erste Hits wie “Hound Dog“, “Heartbreak Hotel“ und “Love me tender“ feiert und als neuer Shooting-Star gehandelt wird. Für Beyl, damals etwa zehn Jahre älter als Elvis, ist es ein Reporterjob wie viele andere auch, zuvor hatte er bereits Filmgrößen wie James Dean interviewt.

Elvis und Thomas Beyl
Elvis und BRAVO-Korrespondent G. Thomas Beyl

Er trifft sich also mit Elvis in einem Motel in Hollywood, dessen Mutter Gladys ist auch anwesend. In einem Gespräch mit dem Autor dieser Zeilen erinnerte sich Beyl bei der Gala zum 40. Geburtstag der BRAVO in München: “Elvis war sehr nett, und Mutter Gladys hatte ein Waffeleisen dabei, auf dem sie für uns Hamburger briet. Beim Room Service zu bestellen, auf diese Idee wäre sie nie gekommen – viel zu teuer! Man muss wissen, dass die Presleys zuvor in bitterer Armut lebten und Elvis in Tupelo in einer sogenannten Shotgut Cabin, einer Zwei-Zimmer-Hütte aufwuchs.“

BRAVO ENTDECKT ELVIS VORBILD DER JUGEND

BRAVO wird zum ersten Magazin in Deutschland, das über Elvis berichtet. Fortan regelmäßig. Denn die Platten, die sein Label RCA nun auch hierzulande veröffentlicht, werden alle zu Hits, Elvis über Nacht zum Idol der deutschen Jugend. “Millionen sind von ihm hingerissen“, ist damals in BRAVO zu lesen. “Besonders die Mädchen versetzt er in hellste Begeisterung. Die Kritiker können nichts daran ändern – auch wenn sie Elvis dauernd heftig beschimpfen!“

Elvis BRAVO Cover
BRAVO-Cover vom 17. Februar 1957

Einen wie ihn hat die Welt noch nicht gesehen – und gehört. Rock’n’Roll gilt bei den Erwachsenen als Teufelsmusik, doch für die Jugend bedeutet er Ausbruch aus dem oft tristen Alltag, Befreiung von gesellschaftlichen Regeln und spießbürgerlichen Konventionen. Elvis leitet eine regelrechte Revolution ein, er wird zum großen Vorbild der Jugend, begeistert Jungs wie Mädchen.

Immer wieder trifft Reporter Beyl (dessen Tochter Sandra übrigens wie Elvis an einem 8. Januar geboren wird) den King zu Interviews, bringt ihn den BRAVO-Lesern nah, berichtet über die heißesten Neuigkeiten, wird sogar nach Graceland eingeladen. Zwischen Reporter und Star entwickelt sich mit der Zeit ein freundschaftliches Vertrauensverhältnis. Und zwischen Elvis und den BRAVO-Lesern förmlich eine Rock’n’Roll-Lovestory, um im BRAVO-Jargon zu bleiben. Es existieren mehrere Fotos, auf denen Elvis interessiert in BRAVO blättert, er will stets wissen, was über ihn geschrieben wird. Seine Fans liegen ihm wirklich am Herzen. Wo immer er auftaucht, gibt er geduldig Autogramme. Und als er 1957 in seine Traumvilla Graceland in Memphis, Tennessee einzieht, ermahnt er seine Bodyguards, die das Anwesen auf dem Hügel bewachen, das oft von Fans belagert wird: “Don’t hurt them cats – they put me on this Hill“ – “Tut den Kids nicht weh, denn sie haben mir ermöglicht, dass ich hier wohnen darf.“

G.I. Elvis Presley
G.I. Elvis Presley in Deutschland

ELVIS IN DEUTSCHLAND

Als er bereits ein Superstar ist, beschließt Elvis – zum Entsetzen seines Managers Colonel Tom Parker, der Elvis’ Karriere in Gefahr sieht – seinen Wehrdienst bei der US Army zu leisten. Er sieht sich als guten amerikanischen Patrioten. Nach der Grundausbildung in Fort Hood, Texas, wird er in Europa stationiert, genauer: mitten in Deutschland!

Als er am 1. Oktober 1958 an Bord der USS General Randall in Bremerhaven eintrifft, steht das ganze Land kopf. Tausende Fans begrüßen ihr Idol am Hafen frenetisch, dann geht es für G.I. Presley weiter nach Friedberg, Hessen, wo er in den Ray Barracks stationiert wird. Die US-Navy hatte Elvis im Vorfeld angeboten, für ihn eine eigene “Elvis Presley Kompanie“ zu gründen, in der er und seine Freunde dienen können; die Army will ihn als Soldat gar rund um die Welt schicken, damit er überall für US-Soldaten performen kann. Elvis lehnt diese Angebote ab, er will ein ganz normaler Soldat sein. Diese Einstellung bringt ihm großen Respekt bei den Kameraden in Company A, 1st Medium Tank Bataillon im 32nd Armor Regiment der 3rd Armor Division ein. Einziges Privileg: Er muss nicht in der Kaserne übernachten, sondern darf privat wohnen. Nach mehreren Stationen, etwa im nahe gelegenen Hilberts Parkhotel und im Hotel Grunewald in Bad Nauheim, findet er ein Zuhause in der Goethestrasse 14 in Bad Nauheim. Dort lebt er mit Vater Vernon und Großmutter Minnie Mae. Oft warten Fans sehnsüchtig vor dem Haus, um einen Blick auf ihr Idol zu erhaschen. Kommt Elvis, schreibt er geduldig Autogramme und macht Fotos mit seinen Fans, Jahrzehnte vor Erfindung des Begriffs “Selfie“. BRAVO ist dabei und berichtet immer wieder hautnah über Elvis in Deutschland.

Elvis in Deutschland
BRAVO-Beitrag über Elvis‘ Zeit in Deutschland

Mehrfach besucht er seine Bekannte, die hübsche Schauspielerin Vera Tschechowa in München. Toni Netzle, Schauspielerin und langjährige Wirtin der Künstlerkneipe Alter Simpl in Schwabing, erinnert sich im Gespräch mit dem Autor: “Bei seinem München-Besuch 1959 durfte ich Elvis und Vera Tschechowa, eine gute Freundin von mir, eine ganze Nacht begleiten. Mit Vera und unserer Clique von sechs, sieben Leuten stand ich frierend und wahnsinnig aufgeregt am Treffpunkt, einer Seitengasse der Maximilianstraße. Plötzlich stoppte ein Taxi, drei Männer stiegen aus. Einen erkannte ich im fahlen Laternenlicht, er sah unverschämt gut aus – Elvis! Die Begleiter waren Red West und Lamar Fike, seine Bodyguards. Keine Sekunde wichen sie dem jungen Weltstar von der Seite. Wir mussten uns so heimlich in dieser dunklen Gasse treffen, weil Fans Elvis überall, wo er auftauchte, sofort belagerten. Wir landeten schließlich in einem Lokal mit ,Wäschemodenschauen’, im Moulin Rouge, einer Striptease-Bar. Ein unvergessliches Erlebnis!“

Elvis BRAVO Magazin Cover
BRAVO-Cover vom 11. Januar 1971

PRISCILLA ERINNERT SICH

Mit Priscilla Beaulieu, die Elvis als GI in Deutschland kennengelernt hatte, ist er zu jener Zeit noch nicht fest zusammen. Aber auch sie ist fasziniert von dem charismatischen Sänger. Zu ihren persönlichen Lieblingsliedern zählen “Don’t“, “Kentucky Rain“, “Memories“ und “In the Ghetto“, die auch alle auf ELVIS 85 zu finden sind.

In einem Interview mit dem Autor erzählt sie: “Elvis war ein guter, großzügiger Mensch, aber auch ein Loner, ein Einzelgänger, der nur wenige an sich ranließ. Im Herzen ist er immer der Junge vom Land geblieben.“ Und weiter: “Die Glamourwelt war ihm suspekt. Elvis war real und authentisch und das Showbiz in seinen Augen oftmals fake, falsch! Er fühlte sich zeitlebens oft unverstanden. Bei seinem Aufstieg Mitte der 1950er war er noch sehr jung. Die Presse hat ihn verteufelt, als Rebell, der die Jugend verderbe. Prediger sagten gar, er sei der Teufel. Das hat ihm schwer zugesetzt und seiner Mutter, die strenggläubig war, auch. Von da an hat er Medien misstraut.“

Ausnahme: BRAVO! Und die Beziehung des Jugendmagazins mit dem Rockidol geht weit über seinen tragischen Tod im August 1977 hinaus. Auch danach findet Elvis immer wieder in BRAVO statt, posthum wird er etwa mit einem Starschnitt in Lebensgröße geehrt, mehrfach ziert er auch nach seinem Ableben das Titelbild.

Im August 2012 erscheint ein Beitrag des Autors im Rahmen der BRAVO-Serie “Rock Legends“, um ihn jungen Lesern näher zu bringen: “Elvis war das erste Rock-Idol der Geschichte! Mit seinen Songs und seiner wilden Show veränderte die Welt für immer. Auch lange nach seinem Tod bleibt der King Of Rock’n’Roll unvergessen…“

Elvis in BRAVO
Elvis-Text von Alex Gernandt in der BRAVO-Serie „Rock-Legends“

DER KING HINTERLÄSST TIEFE SPUREN

Ja, Elvis Aaron Presley, geboren am 8. Januar 1935 in Tupelo, Mississippi, hat tiefe Spuren hinterlassen. Er hat mit seiner Musik, seinem Wirken die Welt verändert, die Jugend mit Rock’n’Roll von strengen Konventionen befreit. Mit über einer Milliarde verkaufter Platten, ist er bis heute der größte Entertainer aller Zeiten.

Bravo 85 Elvis Presley

Zu seinem 85. Geburtstag ehrt SONY MUSIC den King jetzt in Zusammenarbeit mit BRAVO mit der einzigartigen Compilation ELVIS 85: Auf drei CDs finden sich seine größten Hits wie “Heartbreak Hotel, “Blue Suede Shoes“, “Love me tender“, “Suspicious Minds“, “Blue Christmas“ und “Burning Love“, seine beliebtesten Songs und gelungensten Coverversionen wie etwa “My Way“ (Frank Sinatra) oder “Bridge over troubled Water“ (Simon & Garfunkel). Mit seiner unvergleichlichen Stimme, die Elvis selbst als “ein Geschenk Gottes“ bezeichnete, und einer besonderen Phrasierung machte “E“ diese Songs zu seinen Songs.

Sein Einfluss auf andere Künstler ist enorm. “Before Elvis there was nothing“, sagte John Lennon einst anerkennend. Und: “Ohne Elvis hätte es die Beatles nie gegeben!“ Bruce Springsteen, der “Boss“, kletterte Mitte der 70er mal über den Zaun von Graceland, um sein Vorbild, den “King“ zu treffen. “Erstmals Elvis zu hören“, erinnert sich Bob Dylan, “war für mich wie aus einem Gefängnis auszubrechen.“ David Bowie, Freddie Mercury und Lemmy Kilmister verehrten Elvis. Beyoncé, die neue “Queen of Pop“, sagt: “Elvis ist und bleibt eine Ikone“. Und Dirigenten-Legende Leonard Bernstein beschrieb ihn bewundernd als “die größte kulturelle Kraft des 20. Jahrhunderts…“ Wahre Worte.

Elvis85 3CD

Die Compilation ELVIS 85, in Kooperation mit BRAVO, die auf drei CDs chronologisch das Beste von Elvis Presley umfasst, ist ein eindrucksvolles Beispiel für sein Schaffen und sein Vermächtnis.

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Alex Gernandt, Thomas Beyl
Alex Gernandt (links) und G. Thomas Beyl (†)

Über den Autor:
Alex Gernandt ist ein deutscher Journalist und Autor. Heute schreibt er u.a. für Spiegel-Online und tritt bei verschiedenen TV-Sendern (ARD, ZDF, VOX, RTL) als Musikexperte auf. Seit 1988 arbeitete er als Redakteur und Chefreporter für BRAVO, ab Juli 1999 als stellvertretender Chefredakteur und von Januar 2012 bis Mai 2013 als Chefredakteur. Er ist Sondermitglied der deutschen Elvis-Presley-Gesellschaft.