Kaum jemand kam den Orten und Menschen, die Elvis’ Leben prägten, so nah: Helmut Radermacher berichtet in seiner Kolumne „Elvis auf der Spur“ von seinen Reisen in den King-Kosmos und von einzigartigen Begegnungen.
Text: Helmut Radermacher
DAS Traumziel aller Elvis-Fans ist natürlich Graceland in Memphis, Elvis‘ Wohnsitz seit 1957, dort starb er auch 20 Jahre später.
Der Oldie-Sender Radio Nora in Kiel spielte damals die meisten Elvis-Songs aller Radiostationen Deutschlands. Ich war dort Musikchef und Moderator. Was gab es da Besseres, als im Jahr 2000 – Elvis wäre 65 geworden – eine besondere Aktion zu starten. Ich notierte das schwierigste Elvis-Quiz aller Zeiten; schwierig, weil ja nicht ein Depp durch Zufall vorne liegen sollte, da sollte schon ein würdiger Fan gewinnen. Dafür gab es aber auch als Preis für den Gewinner mit Begleitperson eine viertägige Reise nach Memphis mit Allem Drum und Dran.
Ich forderten die Hörer auf, sich zu bewerben, so kam es zu knapp 60 Kandidaten, die zuerst in privaten Telefongesprächen einen Test bestehen mussten. Zwölf Elvis-Kenner blieben übrig, sie stellten sich in den nächsten sechs Sonntagen live meinen Fragen. Innerhalb einer Minute, die Uhr lief laut tickend mit, galt es, von den Fragen so viele wie möglich richtig zu beantworten. Fast wäre eine Sensation dabei herausgekommen, denn lange lag der 12-jährige Gerrit mit den meisten korrekten Antworten vorne. Erst am letzten Tag wurde er von einem Fan mit viel beachtlichem Knowhow überholt.
Zu dritt fuhren wir – der Gewinner Peter, seine Frau und ich – dann nach Hamburg, von dort aus ging der Flug nach Amsterdam, von wo aus man nonstop nach Memphis fliegen konnte. Wir wurden empfangen von unserem Guide Joel in einem Cadillac, er zeigte uns an vier Tagen alles, was dort in Sachen Elvis wichtig war und immer noch ist. Dazu waren wir VIPs, durften an Warteschlangen vorbei ins Haus Graceland (für meine Gäste war es eine Premiere), ins SUN-Studio, Beale Street usw., alles.
Wir waren Ehrengäste bei Alfred’s, wo der Elvis-Freund und bekannte DJ George Klein alljährlich die Memphis-Mafia-Reunion zelebriert. Diesmal hatte er dabei: Jerry Schilling, Scotty Moore, D.J. Fontana, der Sicherheitsbeamte von Elvis, Richard Davis, Marion Cocke, die ehemalige Krankenschwester für Elvis, den erfolgreichen Country-Sänger Ronnie McDowell (1977 Hit „The King Is Gone“) usw.
Auch besuchten wir das Elvis-Lokal „Elvis Presley’s Memphis“ (Bild links), wo es herrliches aber kalorienreiches Elvis-Food gab, warum also nicht einmal den bekannten Bananen-Sandwich probieren, während live Billy Swan dazu spielte.
In diesem Jahr 2000 gab es auch die Premiere der neu bearbeiteten Elvis-Dokumentation „That’s The Way It Is“. Ted Turner, Besitzer von CNN, MGM und den Filmen von Warner Brothers, hatte den Film auf den neusten Stand bringen lassen. Die Uraufführung fand statt in Memphis im wohl schönsten, ältesten und auch größten Kino der Welt, dem Orpheum an der Beale Street. Und wir waren eingeladen. Es sangen die Elvis-Imperials, die Leitung von Elvis Presley Enterprises läutete den Film mit entsprechenden Worten ein, und ich machte daraus ein fast Live-Übertragung nach Deutschland.
Das Elvis-Leben kann so schön sein!