Biografie

Elvis Presley, der King of Rock’n’Roll, starb am 16. August 1977. Doch seine Legende lebt weiter: Im Laufe der Jahrzehnte entdeckten immer wieder neue Fan-Generationen seine Musik und seine Filme. Die alten haben niemals aufgehört, seine Songklassiker zu hören, zu „Hound Dog“ oder „Jailhouse Rock“ zu tanzen oder zu „Always On My Mind“ zu träumen. Elvis Presley war nicht nur irgendein Rocksänger. Er war der Inbegriff eines Lebensgefühls. Wenn er das konservative Amerika mit seiner sexy Ausstrahlung, den körperbetonten Auftritten und der Haartolle zunächst auch noch so sehr schockierte, so verkörperte er doch ganz und gar den amerikanischen Traum: Aus ärmsten Verhältnissen stammend, schaffte es ein einfacher Lastwagenfahrer zum international gefeierten Star und Plattenmillionär. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, inhalierte den Rhythm & Blues schon in der Kindheit und ging schließlich in Memphis vollkommen selbstbewusst zu seiner ersten Aufnahme: Warum Elvis wurde, wie er wurde.

Biografie

Am 8. Januar 1935 wurde Elvis in Tupelo, Mississippi, geboren. Die Presleys galten als „White Trash“ – eine weiße Unterschicht. Luxus war ein Fremdwort, Arbeit nicht der Normalfall. Kein Wunder also, dass Elvis als Kind jede erdenkliche Abwechslung genoss, und so war Musik aus dem Radio oder live dargeboten von Künstlern gleich welcher Hautfarbe eine ideale Abwechslung. Zudem sang die ganze Familie Gospels in der Kirche. Genau diese Mischung war es, die den jungen Elvis prägte. Blues und Hillbilly, Rhythm & Blues und die Schlager der damaligen Zeit, alles saugte er in sich auf. So konnte dieser junge Mann später der größte Entertainer des Jahrhunderts werden. Er lernte, aus dem Bauch heraus Lieder vorzutragen, er hatte die Melodie im Kopf, sein fertiges Arrangement für jedes Lied war abgespeichert.

Als in Tupelo gar nichts mehr klappte, entschloss sich die Familie, von dort wegzuziehen. Ende 1948 packten die Presleys das Wichtigste in ihren Wagen und fuhren nach Memphis. Elvis besuchte die Humes High School. Seine Freizeit verbrachte er gerne auf der Beale Street, wo Blues, Hillbilly und Gospel gespielt wurde, genau das, was er kannte und liebte. Elvis beendete die Schule 1953, bemühte sich um eine Arbeit. Er hatte schon viel von Sam Phillips und dessen SUN-Studio gehört. Dort gab es den Memphis Recording Service, wo jeder von sich eine private Schallplatte aufnehmen und ein einziges Exemplar mit nach Hause nehmen konnte. So nahm er im Juli 1953 zwei Balladen auf. Elvis klingt dort noch ein wenig unbeholfen, das Professionelle aber sollte schon bald dazu kommen. Während einer schicksalhaften Session in den Sun Studios entdeckt Elvis den Rock’n’Roll und für Elvis und den Rock’n’Roll beginnt eine goldene Ära.

Die zwei Balladen waren zwar nicht das, was Sam Phillips für sein Label Sun Records händeringend suchte, allerdings hielt er durchaus nach einem Weißen Ausschau, der wie ein Schwarzer klingt. Denn nur mit einem weißen Sänger konnte man damals richtig reich werden. Phillips war Geschäftsmann durch und durch. Bevor er Elvis unter Vertrag nahm, hatte er schon etwa 70 Lieder veröffentlicht und viele weitere bei sich in Memphis aufgenommen, um sie an andere Plattenfirmen weiterzureichen. Den weißen Jungen, der seine ersten Balladen bei ihm aufnahm, brachte Sam Phillips schnellstmöglich mit zwei Musikern zusammen, die mit ihrer Band Starlite Wranglers bereits eine Single bei Sun veröffentlicht hatten: Scotty Moore (Gitarre) und Bill Black (Bass) wurden von Sam gebeten, mit Elvis zu proben. Dort entstand mit „That’s All Right“ der erste Song, der nach Elvis klang – wenngleich er im Original von Arthur Crudup war. Am nächsten Tag wurde noch die B-Seite „Blue Moon Of Kentucky“ aufgenommen, und fertig war die erste Elvis-Single, Kennziffer SUN 209. Die Platte war musikalisch in eine Schwarze und eine weiße Seite aufgeteilt, also in eine Rock’n’Roll-Seite mit „That’s All Right“ und eine Country-Seite mit „Blue Moon Of Kentucky“. So hatten alle DJs ihr Lied, was sie den Hörern anbieten konnten. Es gab nun mal Rundfunkstationen, die nur Rhythm & Blues spielten, andere eben nur Pop und Country.

1955 erreichte Elvis mit seiner vierten Single „Baby Let’s Play House“ / „I’m Left, You’re Right, She’s Gone“ erstmals die nationalen Country-Charts. Elvis spielte jetzt schon in Florida und Texas. Dort kannte man ihn, weil seine provokativ wirkenden Darbietungen aufhorchen ließen; die Jugend hatte er hinter sich, die Erwachsenen gegen sich. Jede Woche fuhr Elvis dorthin, jedes Mal wurde er mehr gefeiert. Sun vertrieb noch kurze Zeit die fünf existierenden Singles, bis RCA auch diese laut Vertrag übernahm und alle aufgenommenen Elvis-Sun-Titel nach und nach selber veröffentlichte. Jetzt wurde es Zeit, dass Elvis auch mit neuen Liedern ins Studio ging, damit die für damalige Verhältnisse immensen Kosten auch wieder hereinkamen. Für den talentierten Beau aus Mississippi erfüllte sich innerhalb weniger Jahre der viel zitierte amerikanische Traum. Vom Trittbrett seines Lastwagens gelang ihm der Sprung auf die großen Musikbühnen und vor die Filmkameras. Er wurde diskutiert, umschwärmt, gefeiert. Keiner kam mehr an ihm vorbei. Keine wollte an ihm vorbei.

Am 10. und 11. Januar 1956 war es soweit: Chet Atkins, der große Produzent, Gitarrenvirtuose und Vorbild für Scotty Moore, leitete die erste Elvis-Session, die fünf Lieder hervorbrachte – „I Got A Woman“, ein Ray-Charles-Song, machte den Anfang. Doch es waren auch zwei erstklassige Songs dabei: „Heartbreak Hotel“ und die B-Seite „I Was The One“. Der Name Presley war von heute auf morgen so groß, dass sogar die Fernsehsender Schlange standen. Ende Januar trat er dann in einer Sendung auf, wo ihn ganz Amerika sehen konnte. Die Politik, die Kirchen, eigentlich alle waren gegen ihn, aber verpassen durfte man ihn nicht, und so kam es zu rekordverdächtigen Einschaltquoten. In der TV-Show von Steve Allen musste er im Frack auftreten und bei „Hound Dog“ einen Hund ansingen. Die erste LP mit dem einfachen Namen „Elvis Presley“ erklomm die Spitze der Charts. Nie zuvor hatte RCA so viele Platten pressen müssen. Und die zweite LP – diesmal reichte der Name „Elvis“ – war schon in Arbeit und sollte noch erfolgreicher werden. Trotz vieler Konkurrenten bekam Elvis von der Presse den Titel „King of Rock’n’Roll“ verpasst.

Nun geschah alles wie im Zeitraffer: Mit „Hound Dog“ / „Don’t Be Cruel“ erschien die erfolgreichste Single der kompletten 50er Jahre und Elvis drehte in Hollywood mit „Love Me Tender“ seinen ersten von 31 Filmen. Ende des Jahres, am 4. Dezember 1956, kam Elvis nach einem privaten Besuch in Las Vegas zurück nach Memphis. Er besuchte spontan das Sun-Studio, wo gerade zufällig Carl Perkins neue Aufnahmen produzierte. Sam Phillips hatte für die Session einen neuen Künstler als zusätzlichen Pianisten engagiert, sein Name war Jerry Lee Lewis. Er sollte den Rockabilly-Sound mit seinem Klavier auffüllen. So ergab sich die wohl bekannteste private Session aller Zeiten. Sam benachrichtigte noch Johnny Cash, der zumindest auf einem Foto zu sehen ist, vielleicht auch mitgesungen hat, aber vermutlich nicht aufgezeichnet wurde. Ob nun Trio oder Quartett, der Journalist machte daraus die richtige Schlagzeile. „Würden diese vier zusammen auftreten, sie wäre eine Million Dollar wert – das MILLION DOLLAR QUARTET“. Zumindest drückte Jack Clement die Aufnahmetaste, das Zeitdokument war fertig. Alle, besonders Elvis, sangen ihre Lieblingslieder, viel Country, viel Gospel, am wenigsten ihre eigenen Hits. Legendär.

Obwohl, abgesehen vom Todesjahr, das erfolgreichste Elvis-Jahr vorbei war, ging es 1957 im selben Tempo und fast auch mit demselben Erfolg weiter. „Loving You“ hieß der nächste Film, die Platte dazu kam natürlich auch wieder auf Rang 1, wobei die Käufer einen anderen Song aus dem Film favorisierten: „Teddy Bear“. Die LP „Loving You“ blieb zehn Wochen ganz oben in den Hitparaden. Dazu kam eine LP mit dem Namen „Elvis‘ Christmas Album“, und auch die erreichte die Spitze und blieb dort für vier Wochen. Was sollte Elvis eigentlich jetzt noch verkehrt machen?

Selbst in Europa vermeldete das Elvis-Fieber neue Rekorde. Die Single „All Shook Up“ brachte Elvis in England erstmals eine Nummer 1, blieb sieben Wochen an der Spitze und hielt sich 30 Wochen in den Charts, auch für Elvis ein britischer Rekord. Und schon stand der nächste Film an: „Jailhouse Rock“ hieß das Drama, gewürzt mit der richtigen Prise Rock’n’Roll. Die Single dazu war bereits Elvis‘ 25. Eintrag in die US-Pop-Charts, auch sie schaffte Platz 1 für sieben Wochen.

Live war Elvis in dem Jahr nicht mehr so viel unterwegs, die Filmarbeiten gingen vor. Dann klopfte plötzlich die Armee an und verlangte, Elvis möge wie alle Amerikaner zwei Jahre dienen. Seine Produzenten und die Firma Paramount baten um Aufschub. Elvis sollte nicht, wie es oft bei Sängern der Fall war, als Truppenbetreuer dienen, vielmehr sollte ihn die Welt als gewöhnlichen Soldaten erleben. Der singende Soldat ging an freien Tagen mit Uniform ins Studio B in Nashville, damit die beiden kommenden Wehrpflicht-Jahre mit seiner Musik überbrückt werden konnten. So waren genügend Platten in Reserve, dass RCA bis zum März 1960, als Elvis nach dem Wehrdienst zurück in die USA kam, regelmäßig neue Singles und LPs veröffentlichen konnte. Am 24. März wurde Elvis eingezogen, war ab sofort nur noch Soldat mit der Nummer 533 107 61. Während Elvis in Deutschland seine 17 Monate als Soldat absolvierte, lief ab 1959 die Maschinerie des Managers weiter. Filme wurden wiederaufgeführt, weitere Singles veröffentlicht. 1959 erschien noch die Nummer-Eins-Single „A Big Hunk O‘ Love“. Besser konnte das Rock’n’Roll-Jahrzehnt nicht zu Ende gehen. Während Elvis‘ Armeezeit wuchs auch die Bedeutung der Langspielplatte, die anfangs noch für viele Jugendliche zu teuer war.

27 Filme drehte Elvis Presley zwischen 1960 und Anfang 1969. Zu den meist leichten Musikkomödien erschien fast immer auch ein Soundtrackalbum. Der Schwerpunkt seiner Arbeit in diesen sogenannten Hollywoodjahren lag auf Filmproduktionen und Studioarbeit. In den Staaten warteten schon unzählige Termine auf Elvis. Als erstes musste er natürlich ins Studio, die Fans verlangten nach mehr und besonders natürlich nach neuen Titeln. Elvis begab sich wieder nach Nashville, wo er jetzt in Stereo aufnahm, mit dabei genug Material für eine heiß erwartete neue Single, lediglich die Hülle stand schon fest. Zu lesen war dort nur „Elvis 1st NEW RECORDING FOR HIS 50.000.000 FANS ALL OVER THE WORLD“. Ohne zu wissen, was kommt, wurde dann in diese Art Blanko-Hülle die Single „Stuck On You/Fame And Fortune“ gepackt.

Eins stand fest, der Rebell, als der er verkauft wurde, der er aber nie wirklich war, wurde zum Pop-Sänger schlechthin. Und er konnte die Lieder, oft Balladen, auch perfekt vortragen. Dazu war seine Stimme gereift, sein Aussehen hatte nichts mehr mit Rock’n’Roll zu tun. Eine Single, die seltsamerweise in USA fehlte, war nur in Europa erschienen – „Wooden Heart“. Und natürlich musste die Soldatenzeit filmisch aufgearbeitet werden. Im Nachhinein wurden die 60er Jahre für Elvis reine Filmjahre. Abgesehen vom Soundtrack zu „G.I. Blues“ erschien in dem Jahr nur eine LP, das sogenannte Comeback-Album mit dem Titel „Elvis Is Back“. Viele halten es für die beste LP seiner Laufbahn.

1961 absolvierte Elvis nur drei Konzerte. Das Jahr 1962 war noch voller großer Erfolge, aber – es gab mit „Good Luck Charm“ schon die letzte Nummer 1-Single bis 1969. Bei den Langspielplatten war alles beim Alten, „Pot Luck“, eine seiner schönsten und abwechslungsreichsten LPs, landete auf der Position 7 1963 gab es eine Überraschung für Elvis – die Single „One Broken Heart For Sale“ aus dem Film „It Happened At The World’s Fair“ erreichte erstmalig nicht die Top Ten. Plötzlich kam Konkurrenz, ausgerechnet aus England: Die Beatles eroberten die Welt.

Auch dieses Jahr spendete Elvis, wie alljährlich, wieder rund 50.000 Dollar an verschiedene Hilfsorganisationen in Memphis. 1964 verdiente Elvis mit seinen Filmen doppelt so viel wie mit seiner Musik. Sein Vater, der die Buchführung erledigte, ohne es gelernt zu haben, kam nie auf die Idee, Geld anzulegen oder zu versuchen, Steuern zu sparen, daher zahlte Elvis in dem Jahr mehr Steuern als an Einnahmen von Schallplatten hereinkam. In dem Jahr erschienen die Filme „Kissin‘ Cousins“ und „Roustabout“. Letzerer kam sogar auf die Position 1, seine letzte 1 bis zur „Aloha Live“-LP aus dem Jahr 1973

1965 wurde Elvis 30, worüber die Zeitungen auch ausführlich berichteten, und es gab eine große musikalische Überraschung. Fünf Jahre vorher hatte Elvis ein Lied aufgenommen, das aus Gründen ungeklärter Rechte noch in den Archiven lag. Jetzt, mit der Idee, eine Oster-Single zu präsentieren, gelang wieder der Sprung in die so wichtigen Top Ten. Platz 3 in USA und sogar die Position 1 in England gab es für die pseudo-religiöse Single „Crying In The Chapel“. Und noch ein älterer Song, „Easy Question“, bereits 1962 aufgenommen, kam dank des Films „Tickle Me“ bis Platz 11. Das Gleiche galt auch für „I’m Yours“. Höher kam Elvis erst wieder 1969. Dennoch, Elvis schien ausgelaugt. Die Lust am Filmen war nicht mehr sehr groß, die Songs, die er aufzunehmen hatte, gefielen ihm nicht mehr so recht.

Am 27. August 1965 kommt Besuch aus Großbritannien in Elvis‘ Haus auf dem Perugia Way in Los Angeles – die Beatles. Es gibt kaum Fotos vom Treffen, Parker und Epstein hatten sich abgesprochen, weder Bilder noch Tonaufnahmen zuzulassen. Als die Beatles nachts nach dem Treffen das Haus verließen, machten Fans ein paar heimliche Schnappschüsse. Besonders John Lennon war begeistert, er ließ am Tag danach Elvis über Jerry Schilling ausrichten, wäre Elvis nicht gewesen, gäbe es die Beatles nicht.

1965 erschien eine LP mit alten, bisher nicht veröffentlichten Studioaufnahmen – „Elvis For Everyone“, sie erreichte sogar Platz 10; so eine gute Position für nicht Film-LPs gab es erst wieder 1969. Zwei Filme mit Soundtracks waren in diesem Jahr erfolgreich – „Girl Happy“ und „Harum Scarum“. Beide erreichten in den LP-Charts Rang 8. Dank der guten Arbeit seines Managers war Elvis jetzt der höchstbezahlte Hollywood-Star, bekam pro Film ein Million Dollar Gage plus bis zu 50 Prozent der Einspielergebnisse. Die Fans blieben ihm also treu. Elvis war 1966 der höchstbezahlte Hollywood-Star, doch die Drehbücher waren eher mittelmäßig. Aber – der Name Elvis zog nach wie vor, und wie. Die Streifen „Frankie And Johnny“, „Paradise“, „Hawaiian Style“ und „Spinout“ waren beste Unterhaltung für die Familie, aber meilenweit entfernt von dem, was Elvis 1956 als Schauspieler erträumt hatte.er

Es tauchten Gerüchte auf, Brian Epstein, Manager der Beatles, wolle Parker den Vertrag mit Elvis abkaufen. Parker dementierte – es seien nur Gerüchte. Ein Jahr später sollte es umgekehrt kommen. 1967 starb Brian, so kamen die Beatles auf die Idee, Parker als Manager zu verpflichten. Der sagte unter der Bedingung zu, dass Elvis nach wie vor an erster Stelle stehen würde.

Und noch ein weiteres Gerücht verbreitete sich – nämlich dass Elvis Graceland verkaufen wolle, da er wegen der Filme ohnehin oft in Los Angeles wohnte. Hier gab es aber sofort eine klare Antwort von Elvis selbst: nein, niemals, allein schon wegen der Erinnerungen an seine Mutter, die dort so glücklich war und am 14. August 1958 starb.

Am 25. Mai 1966 traf Elvis erstmalig seinen neuen Produzenten Felton Jarvis. Vorher hatten sich Chet Atkins und/oder Steve Sholes darum gekümmert. Wobei das Produzieren der Titel immer schon Elvis selbst übernahm. Aber es gehört auch anderes dazu. Die Musiker mussten verpflichtet, Studios gebucht werden usw. Felton war so alt wie Elvis, konnte also anders mit dessen Nachtsessions mithalten als Atkins, der gut zehn Jahre älter als Elvis war. Felton hatte vor Elvis Hits mit Tommy Roe, Fats Domino und anderen feiern können. Aber noch wichtiger, er hatte 1959 eine Single aufgenommen mit dem Namen „Don’t Knock Elvis“. Was konnte Elvis besseres passieren, als einen Fan als musikalischen Betreuer zu bekommen. Die beiden verstanden sich so gut, dass Elvis später Felton sogar überreden konnte, bei RCA zu kündigen, um ganz für ihn da zu sein.

Sein Einstand war dann 1966 die Produktion der Gospel-LP „How Great Thou Art“, die mit Rang 18 weitaus mehr als seine noch folgenden Soundtrack-Alben erreichte und für die Elvis seinen ersten Grammy erhielt. Nach Januar 1964 („Ask Me“, „Memphis, Tennessee“ und „It Hurts Me“) war es im Mai die erste Session für eine neue Studio-Produktion. Im Juni wollte Elvis in Nashville aufnehmen, wurde aber krank und blieb im Motel. Red West sang für ihn die drei Titel mit allen Musikern ein. Zwei Tage später brauchte Elvis dann nur noch ins Studio gehen und die Titel innerhalb von circa einer halben Stunde auf das soweit fertige Musikband zu singen. Es ging um „Indescribably Blue“, „I’ll Remember You“ und die großartige Red West Komposition „If Every Day Was Like Christmas“.

Es gibt die schöne Geschichte, dass Elvis am 29. November auf dem Weg von Hollywood zurück nach Memphis im Auto die Radio-Show von George Klein hörte. Als das Lied „Green Green Grass Of Home“ erklang, war er so begeistert, dass er dort einige Mal anrief, sich das Lied immer wieder wünschte. Es war die Version von Tom Jones. Dieses traurige Todeslied konnte in USA bis auf Rang 11 kommen. Aber Elvis hätte da mal besser auf seinen Freund Red West gehört; wäre es nach ihm gegangen, hätte Elvis das Lied schon ein Jahr vorher aufgenommen, damals aber lehnte er es als zu countrymässig ab. Da ging es um die Version von RCA-Sänger Porter Wagoner, der damit in den Country-Charts immerhin Platz vier erreichen konnte. Was ein Arrangement so alles bewirken kann. Dabei war eigentlich Elvis derjenige, der sich in den Fifties viele Songs zu eigen machte, indem er sie auf seine Art aufnahm. 1975 nahm Elvis den Song endlich doch auf; zwar in einer großartigen Fassung, aber da hatten es schon zu viele aufgenommen – allein 13 Interpreten auf Langspielplatten, die in die US Pop-Charts gelangten.

Was Hitparaden anging, wurde 1967 ein schwaches Jahr für Elvis. Die Fans bekamen die erwähnte herrliche Ballade „Indescribably Blue“ als Single (nur Platz 33), aber sogar der „neue Elvis“, der mit „Big Boss Man“ neue musikalische Wege beschritt, kam beim Publikum nicht an. Gefragt waren Bands aus England oder aus USA wie die Supremes, The Doors, The Monkees und Aretha Franklin, aber auch ein paar Jungs aus Memphis, die mit einem jungen Produzenten zusammenarbeiteten, der Elvis zwei Jahre später ebenfalls zu neuem Erfolg verhelfen sollte. Die Rede ist von der Gruppe Box Tops und dem Macher Chips Moman und seinem American Sound Studio.

Im März stürzt Elvis in seinem Haus in Rocca Place, der sofort gerufene Arzt kommt sofort, stellt aber nichts Ernstes fest. Dennoch sind alle geschockt. Auch sein Manager, der die Gelegenheit nutzt. Er war noch nie begeistert, dass so viele Leute um Elvis herum waren, die – seiner Meinung nach – nichts tun. Am meisten schimpft er über Larry Geller, der gehen muss, aber gegen Mitte der 70er wieder auftaucht. Jerry Schilling aber ist dank seines Könnens sehr geduldet. Der heiratete am 15. März, allerdings konnte Elvis wegen seines Unfalls nicht dabei sein. Aber das brachte Parker dazu, auf eine Hochzeit von Elvis zu drängen. Am 1. Mai1967 ist es soweit. Elvis heiratet in Las Vegas im Aladdin Hotel um 11:45 Uhr endlich die Frau, die er 1959 in Deutschland kennengelernt hatte, seine Priscilla Beaulieu. Nach der Hochzeit in Las Vegas flog das neue Paar sofort nach Palm Springs. Frank Sinatra hatte mit seinem Wissen um die Schlupflöcher in der Stadt in der Wüste und mit seinem Flugzeug ausgeholfen. Elvis fliegt für zwei Flittertage in sein Haus in Palm Springs, bevor er wieder nach Memphis reist.

Dort vernichtet er alle Bücher von Larry Geller, verliert sogar sein Interesse an seiner Circle G Ranch, ist fast nur noch mit dem privaten Sehen von Filmen beschäftigt. Eine Woche nach Elvis heiratet auch Ann-Margret. Als sie ein paar Tage später mit ihrer Show in Vegas beginnt, schickt Elvis ihr ein Blumenarrangement in Form einer Gitarre. Bei jeder Premiere stammt das auffälligste Präsent von Elvis. Bis zu seinem Tod wird das auch weiter der Fall sein. War da doch noch sowas wie Liebe im Spiel?

Die internationale Presse schrieb wieder über den ehemaligen Liebling, der zwar nicht vergessen, aber in der Gunst der Journalisten gesunken war. Parker als Manager musste sich dringend etwas einfallen lassen. Drei Filme pro Jahr wurden Elvis im Laufe der Zeit doch langweilig. Der Elan war weg, die Musik darin haute einen nicht mehr um, die Routine überwiegte.

Als Elvis im September 1967 im Studio „Guitar Man“ aufnehmen will, stellt er fest, dass seine Musiker den Sound nicht so hinbekommen, wie es auf dem Original des Sängers und Gitarristen Jerry Reed klingt. Da kennt Elvis nichts, er lässt Jerry suchen. Der macht gerade Angelurlaub, kommt also unrasiert und mit der entsprechenden Kluft so ins Studio, um auszuhelfen. So etwas hat Elvis wohl gebraucht, er ist begeistert, überredet Jerry, weitere Titel mit ihm aufzunehmen, genau so, wie nur er zu Spielen imstande ist. Neue Musiker haben Elvis immer inspiriert, wieder aktiv zu werden, sich neu zu ordnen. Die Schwangerschaft von Priscilla beflügelt ihn auch – Graceland wird mal wieder umgebaut, das Kind soll zum neuen Mittelpunkt werden.

Das Jahr 1967 wurde zum Tiefpunkt der Elvis-Filmkarriere, „Double Trouble“ (Platz 47 für die LP) und „Clambake“ (40). Bei den Singles sah es auch nicht besser aus. „Long Legged Girl With The Short Dress On / That’s Someone You Never Forget“ kam auf Platz 63 und 92, „There’s Always Me / Judy“ (56 und 78), „Big Boss Man / You Don’t Know Me“ (38 und 44).

Elvis sang und spielte 1968 zusammen mit der Tochter von Frank, Nancy Sinatra. Beide sind ein gut harmonierendes Paar, der „nette“ Film heißt Speedway, aber das Thema Film war für Elvis fast durch. Keine Soundtrack-LP verkaufte sich schlechter als diese, lediglich Platz 82 sprang dabei heraus. Sogar Volume 4 der großartigen „Golden Records“-Serie schaffte nur den bescheidenen Rang 33.

Verträge galt es noch zu erfüllen – also gab es noch einen Film in dem Jahr – Live A Little, Love A Little. Es wurde ein anderer Streifen, fast schon ein mutiger, der Zeit angepasster Film, allerdings mit wenig Musik, daher bekamen wir auch keinen Soundtrack. Noch weniger Musik, nämlich nur den Titel-Song, der lediglich im Vorspann zu sehen war, man Elvis also nicht im Film singen sehen konnte, gab es in Charro. Ein letzter Film für das Jahr hieß The Trouble With Girls, ein zwar gut gemachter Spielfilm, jedoch mit wenig Resonanz. Die Singles daraus, „Clean Up Your Own Back Yard“ erschien erst ein Jahr später.

Es musste alles anders werden. Vor seinem sogenannten „Comeback“ gab es jede Menge wunderbare Songs. „Guitar Man“, damals schon genial, wurde aber vom Rundfunk nicht wahrgenommen. Gleiches gilt für „U.S. Male“, auch in der gleichen Machart und genau so gut, dazu das Lied „Stay Away“ aus dem Film Stay Away, Joe, wie auch noch eine perfekte Ballade, „You’ll Never Walk Alone“. Anschließend hörten wir die fetzigen „Let Yourself Go“ und „A Little Less Conversation“, die damals total untergingen. Also quantitativ gab es sehr viel, sogar qualitativ beste Ware, aber keiner haben wollte sie haben. Elvis war „out“. Aber er arbeitete an etwas Neuem, seinem ersten eigenen TV-Special – Singer Presents ELVIS.

Damals, mitten in der Hippie-Zeit, mitten im Vietnam-Krieg, kurz nach dem Tod von Robert Kennedy und Martin Luther King, strahlt der Fernsehsender NBC am 3. Dezember 1968 die Show ELVIS aus, 42 Prozent Einschaltquote wurde für den Sender die erfolgreichste Ausstrahlung des Jahres. Der Mann, der nie weg war, ist – für die Allgemeinheit – wieder zurück. Es war ein anderer Elvis, er sang im schwarzen Lederanzug zwischen Fans, bot einen Rückblick auf alte Zeiten, brachte aber auch neue Songs. Die erste Single aus dem Special, das extra dafür neu geschriebene „If I Can Dream“ landete auf Rang 12. Der Song ist eine Hommage an den am 4. April 1968 in Elvis‘ Heimatstadt Memphis ermordeten Martin Luther King.

Die LP zur Show war die erste seit drei Jahren, die endlich mal wieder mit Platz 8 die Top Ten schaffte. „THE KING IS BACK“ schrieben die Zeitungen. Und Elvis war gut, hatte Gewicht verloren, aus seinem Hawaii Urlaub eine gute Gesichtsfarbe mitgebracht, die Frauen fanden ihn umwerfend. Bill Belew, der die aufwendigsten Kostüme für die extravagantesten Künstler herstellte, schneiderte Elvis auch die Garderobe für dessen Auftritte. Die Reaktionen hatten Elvis gut getan, er verspürte wieder Lust auf die Bühne, auf neue Musiker, auf das Prickeln für kommende Live-Auftritte.

Privat lief auch alles bestens – am 1. Februar 1968 kam die Tochter Lisa Marie zur Welt, Elvis war glücklich. Sie sollte das einzige Kind für Elvis bleiben. In dem Jahr traf Elvis in Hawaii auch Ed Parker, den Karate-Champion, den Elvis später als Karatelehrer und Bodyguard bei sich einstellte, aber Elvis und Priscilla trafen dort auch Mike Stone, den hawaiischen Karateexperten, der später Priscillas Karatelehrer und auch ihr Liebhaber wurde. Aber – auch Elvis war nicht immer treu, um es mal vorsichtig zu formulieren.

1968 folgten jede Menge Singles, allerdings noch eher bescheidene Plätze in den Hitparaden. Die wirklich gute Single „Guitar Man“ ging mit Platz 43 unter, die B-Seite „High Heel Sneakers“ wurde gar nicht in den Radios gespielt. Der Titel-Song aus seinem Film Stay Away landete als B-Seite auf Rang 67, die A-Seite „U.S. Male“ immerhin mit Platz 28 unter den Top 30. „You’ll Never Walk Alone“, eine Traumballade, hätte fast den Einzug in die Charts ganz verpasst, es gab nur die Position 90, die B-Seite „We Call On Him“ fand keine Beachtung. „Let Yourself Go / Your Time Hasn’t Come Yet Baby“ waren mit Platz 71 und 72 ebenbürtig. „A Little Less Conversation“, das später als Remix ganz groß rauskommen sollte, fand als Single mit Platz 69 damals so gut wie keine Beachtung, die B-Seite „Almost In Love“ schaffte nur Rang 95. Erst „If I Can Dream“ brachte Elvis mit immerhin Platz 12 seinen größten Hit seit 1965.

Anfang der 70er Jahre steht Elvis fast ohne Pause auf der Bühne und absolviert ein Live-Konzert nach dem anderen. Das absolute Highlight – das berühmte Konzert „Aloha From Hawaii Via Satellite“. Es war das erste über Satellit in über 40 Länder der Welt übertragene Konzert eines Solokünstlers. Im Januar des Jahres 1969 befand sich Elvis in Memphis im American Sound Studio von Chips Moman. Es war das erste Mal seit der SUN-Zeit, dass er in seiner Heimatstadt aufnahm. Kaum einer der dortigen Musiker hatte zuvor mit Elvis gespielt, das war Absicht – Elvis wollte sich einen neuen Klang verschaffen – es gelang. Er produzierte so viel Musik wie nie zuvor, innerhalb von zwei Monaten nahm er mehr als 30 Songs auf, mit dabei auch „In The Ghetto“ (USA Platz 3, in Deutschland sogar Nummer 1), „Suspicious Minds“ (Elvis‘ letzte Nummer 1 in USA) oder „Don’t Cry Daddy“ (Rang 6).

Die LP mit ersten Songs aus dieser Mammut-Session hieß From Elvis In Memphis, sie landete in USA auf Platz 13. Eine Doppel-LP mit einer Platte weiterer Studio-Aufnahmen plus einer LP mit Live-Aufnahmen wurde betitelt From Memphis To Vegas/From Vegas To Memphis.

Elvis fuhr nach den 57 Shows im International in Vegas 1969 fort, weiter live aufzutreten. Wieder 57 Shows 1970 in Las Vegas, dann füllte er an drei aufeinanderfolgenden Tagen das ausverkaufte Astrodome in Houston, Texas – sechs Shows mit mehr als 300.000 Zuschauern, und es war nicht sein letzter Rekord.

Elvis hatte zu der Zeit eigentlich zwei Bands, die im Studio und die auf der Bühne. Lediglich sein Gitarrist James Burton war in beiden vertreten. Jetzt kam ein weiterer genialer Live-Musiker dazu – Glen D. Hardin, er ersetzte Larry Muhoberac am Klavier. Glen hatte schon bei den Crickets, der Band von Buddy Holly gespielt. Ann Williams ersetzte für kurze Zeit Cissy Houston bei den Sweet Inspirations. Cissys Cousine war die bekannte Sängerin Dionne Warwick (über 50 Hits in USA) und Cissys Tochter wurde ab 1984 ein Superstar – Whitney Houston. Übrigens, Cissy ist auch die Sängerin, die so tapfer durchhält, als Elvis die bekannte Lach-Version von „Are You Lonesome Tonight“ am 26. August 1969 in Vegas sang.

Wieder begann das Jahr 1971 mit 57 Shows im International Hotel in Vegas, aber schon wollte auch die Konkurrenz nicht ohne Elvis sein – das Sahara Tahoe Hotel in Stateline, auch im Staat Nevada, verpflichtete ihn für 28 Auftritte im Sommer. Im August bekommt Elvis einen weiteren wertvollen Preis, den NARAS (National Academy Of Recording Arts and Sciences). Vorher wurden nur Bing Crosby (nach dem der Preis später auch umbenannt wurde), Frank Sinatra, Duke Ellington, Ella Fitzgerald und Irving Berlin damit geehrt.

Der Januar begann erneut mit Konzerten in Las Vegas. Das International hieß inzwischen seit Juni 1971 Hilton, sonst hatte sich nichts geändert. 57 Shows, dann ab April die nächste Tournee, die mit Zwischenstopp in Vegas (63 Shows) bis nach Hawaii führte, wo Elvis an zwei Novembertagen drei Auftritte gab – es war sowas wie eine Probe für das große Event im Januar 1973. Und es folgte endlich auch wieder ein Hit, „Burning Love“ erreichte die Position 2 in den Charts.

Im Juni hatte er vier Konzerte in New York gegeben, die Stadt lag ihm bei seiner Live-Premiere im Madison Square Garden zu Füßen. Natürlich hieß es wieder viermal „AUSVERKAUFT“, viermal Rekord mit insgesamt 80.000 Zuschauern. Noch nie hatte jemand im New Yorker „Garden“ vier Auftritte ausverkauft. Die New York Times titelte Like A Prince From Another Planet. Auch John Lennon, George Harrison, David Bowie, Bob Dylan und Art Garfunkel waren anwesend. RCA nahm die Konzerte auf und brachte sie in Höchstgeschwindigkeit auf LP heraus.

Am 12. Januar 1973 war es soweit – Elvis gab ein erstes Konzert, das zur Vorsicht aufgezeichnet wurde (diese Version erschien dann auf großen Wunsch der Fans schließlich 1988). Die Aufzeichnung wäre gesendet worden, wenn etwas schief gelaufen wäre. Am 14. Januar dann fand die „offizielle“ Veranstaltung statt, das einstündige Konzert im International Convention Center in Honolulu. Erstmals wurde das Konzert eines Solokünstlers gleichzeitig in mehreren Ländern live ausgestrahlt; wegen der Zeitverschiebung hauptsächlich sogar in Südostasien, wo sich die Einschaltquoten zwischen 70% in Hongkong, 70 bis 80% in Südkorea und über 90% auf den Philipinen bewegten.

Zehn Tage später erschien bereits die Doppel-LP Aloha From Hawaii via Satellite , für die so gut wie alles im Vorfeld vorbereitet war. Sie erreichte in USA Platz 1 sowohl der Pop- als auch der Country-Charts , allerdings nur für eine Woche. Man darf nicht vergessen, zu dem Zeitpunkt hatte noch kein Amerikaner die Show sehen können. Die LP stieß am 5. Mai eine der erfolgreichsten LPs der Popgeschichte vom Thron – Dark Side Of The Moon von der englischen Band Pink Floyd, wurde dann aber auch nach der einen Woche ganz oben von einer weiteren Top Band, den ebenfalls aus England stammenden Led Zeppelin mit deren LP Houses Of The Holy abgelöst. Einen Monat nach der Veröffentlichung wurde die Aloha From Hawaii via Satellite vergoldet. Sie geriet dazu zur ersten Quadrophonie-LP der Geschichte der Schallplatten, die eine Auszeichnung bekam. Platin sollte nicht lange auf sich warten lassen und auch die später erschienene Deluxe-DVD wurde inzwischen mehrfach von der RIAA mit Platinum ausgezeichnet.

Die nächste 45er in dem Jahr, „Raised On Rock“ war zwar sehr gut, wurde aber nur ein mittlerer Hit. Für dieses Lied und andere ging Elvis in ein neues Studio. STAX war nur ein paar Minuten von Graceland entfernt. Dort nahm er im Juli und Dezember 1973 insgesamt Song-Material für drei LPs auf – Elvis/Fool, Raised On Rock und Promised Land. Es waren wirklich gute Produktionen, auch mit einem neuen Elvis, dennoch blieben diese LPs mit den Plätzen 52, 50 und 47 weit unter Wert. STAX stand eher für erfolgreiche schwarze Musik von Otis Redding, Booker T & The M.G.s, Sam & Dave, Wilson Pickett, Isaac Hayes, usw.

Die 1970er Jahre des King of Rock’n’Roll waren vor allem durch seine Live-Auftritte gekennzeichnet. Allein vom Sommer 1969 bis August 1977 absolvierte Elvis mehr als 1100 Konzerte. Parallel dazu werden seine gesundheitlichen Probleme immer offensichtlicher.

Drei Singles gab es 1974, „If You Talk In Your Sleep“ und „Promised Land“. Das Team Elvis/Parker hatte kurz vorher den kompletten Elvis-Musik-Katalog (bis Anfang 1973) für 5,4 Millionen an das Label RCA verkauft. Somit konnte die Firma jetzt ihre eigene Veröffentlichungspolitik betreiben. Das nutzte die verantwortliche Joan Deary aus, die die sehr gut gemachte Serie „A Legendary Performer“ erfand. Auf diesen LPs gab es nun Lieder aus der Zeit vor 1973. Diese LPs waren zum Ärger von Elvis‘ Manager erfolgreicher als die neuen LPs. Der „alte“ Elvis war noch wer. So erreichte die neue Produktion „Good Times“ (STAX-Studio) einen so schlechten Rang wie noch nie eine LP zuvor, Platz 90 nur. Und überhaupt, 1974 betrat Elvis nicht einmal ein Tonstudio.

Auch live ging es weiter, Vegas im Januar/Februar 1974 mit 20 Vorstellungen, ab dem 1. März eine Tournee, meist täglich in einer anderen Stadt. Im Mai 22 Shows in Lake Tahoe, ab dem 15. Juni wieder eine Tournee, im August wieder seine Shows in Las Vegas, dann weiter mit einer Tournee, im Oktober dann noch einmal Lake Tahoe mit acht Shows – alle Konzerte, alle Shows waren ausverkauft. Inzwischen machten die hochkarätigen Künstler mehr Geld mit Shows als mit Platten.

Elvis gibt am 16. und 17. März 1974 die ersten Konzerte seit 1961 in seiner Heimatstadt Memphis, TN. RCA schneidet beim Zusatzkonzert am 21. März mit, bringt die LP im Juni auf den Markt; sie erreicht zwar nur den Rang 33, gilt aber heutzutage als Live-Klassiker als „Elvis Recorded Live On Stage In Memphis“. Insgesamt sind es fünf ausverkaufte Shows. Die Absage war diesmal anders als sonst. Wo es üblicherweise am Ende des Auftritts hieß „Elvis has left the building“ (Elvis hat das Gebäude bereits verlassen), endete das Konzert mit dem Gag – „Elvis has left for Graceland“ (Elvis ist schon auf dem Weg nach Graceland), denn Elvis hatte es ja nur ein paar Minuten bis zu seinem Haus.

Am 27. Mai passierte etwas Bemerkenswertes in Lake Tahoe trat die Band Jackson Five mit ihrem Star Michael Jackson auf. Lisa Marie ist mit ihren sechs Jahren auch dabei, trifft ihn sogar. 1994 wurde daraus eine heftig umstrittene, aber auch nur kurze Ehe.

Im Juli des Jahres lässt Elvis‘ Freundin Linda Thompson Graceland komplett umdekorieren – der Priscilla-Look verschwindet ganz. Das ist so aufwändig, dass Elvis umzieht, er wird für einige Zeit im Hotel Howard Johnson wohnen, ebenfalls gelegen auf dem Elvis Presley Blvd. Und doch geht Elvis in dieser Zeit mit Sheila Ryan aus.

In der Mitte des Jahres 1975 wurde Elvis krank, gab in Las Vegas nur fünf Shows. Es gab drei neue Singles, das großartige „My Boy“ erreichte mit Platz 20 einen achtbaren Rang. 1975 nahm Elvis sogar mal wieder in Hollywood auf, im RCA Studio C. Es ergab eine perfekte Mischung aus Country und Rhythm & Blues-Titeln, doch auch die LP dazu mit dem Namen „Today“ erreichte lediglich Platz 57, kam aber in den Country-Charts auf Rang 4. Dort befanden sich seine loyalsten Fans, seine LP „Promised Land“ landete da sogar auf Platz 1, wie fast jede LP dort die Top Ten erreichte.

Im Jahr 1976 war Elvis tatsächlich das letzte Mal im Studio, am 31. Oktober nahm er sein letztes Lied auf – den Jim Reeves-Klassiker „He’ll Have To Go“. RCA hatte Elvis ein Aufnahmestudio in Graceland eingerichtet. Einer seiner letzten Aufnahmen wurde ein Hit. Elvis, der in den letzten Jahren lieber Balladen sang und aufnahm, überraschte mit dem fetzigen „Moody Blue“, das dann auch Platz 31 erreichte, in England sogar die Nummer 1. Die erfolgreichste US-Single des Jahres aber wurde das gewaltige „Hurt“ (Rang 28).

Bei den Konzerten ließ Elvis es etwas ruhiger angehen. Erst am 17. März gab er seinen ersten Auftritt des Jahres, aber dann folgten 16 Konzerte einer Tour, 15 Shows in Lake Tahoe, 75 weitere Auftritte verteilt über das ganze Land, um dann zwei Tage später wieder 15 Shows in Las Vegas zu geben. Es sollten die letzten Auftritte dort sein. Und als wäre das nicht genug, wurde noch eine kurze Tournee mit fünf Shows angehängt, endend mit dem bekannten Pittsburgh Silvester-Konzert. Die Show war so gut und so lang, dass sie später, 2003, auch als Doppel-CD bei FTD erschien – New Year’s Eve.

Elvis‘ Konzertreihe begann 1977 am 12. Februar in Hollywood in Florida, sie ging durch bis zum 26. Juni in Indianapolis, Indiana. Keiner dort ahnte, dass er das letzte Elvis-Konzert gesehen hatte.

Als Elvis am 16. August 1977 starb, hätte am nächsten Tag die natürlich ausverkaufte Tournee begonnen. Sie wäre in zehn Städte gegangen, angefangen am 17. August in Portland, Maine mit zwei Shows bis hin zum 27. und 28. August in seiner Heimatstadt Memphis.

Es erschien – noch zu Elvis‘ Lebzeiten, die Single „Way Down“. Sie kam am 25. Juni 1977 in die US-Charts, höchste Position wurde Platz 18. Die immer wieder loyalen Engländer kauften die Platte in solchen Stückzahlen, dass die Single Rang 1 erzielte, und das gleich fünf Wochen am Stück. Aus dem „Elvis In Concert“–Projekt erschien auch die Single „My Way“, das Lied, das Elvis für sich entdeckt hatte. 1995 erfuhren wir, dass es davon sogar eine Studioaufnahme gab.

Als die LP „Moody Blue“ beim RCA Presswerk hergestellt wurde, ergab es sich, dass es genau die zweimilliardste LP war, die das Presswerk verließ. Elvis bekam davon in Indianapolis ein Spezialexemplar überreicht – zufällig vor seiner letzten Show. Als Gag verkaufte RCA dann auch die Platte mit blauem Vinyl. Kurz vor Jahresende, als der Elvis-Boom so groß war wie nie, erschien die Doppel-LP „Elvis In Concert“, die in Kürze Platin erreichte und bis Rang 5 kam. Es war ein Dokument, das man einfach besitzen musste.

Man rechnete allein in den Monaten nach Elvis‘ Tod mit 20 Millionen Umsatz von Elvis-Tonträgern, weltweit sogar mit 100 Millionen.

In Deutschland war es noch extremer als in den USA – eine Druckerei lieferte an die Teldec eine Million Etiketten; es war die größte Bestellung, die jemals an einem einzelnen Tag aufgegeben wurde. Wie in fast allen Ländern war der Außenbestand von über 100.000 Platten in Kürze ausverkauft, am 20. August lagen schon 450.000 neue Bestellungen vor, sogar eine fünfstellige Auflage für die schon vor dem Tod konzipierte 5-LP Box „100 Super Rocks“. Sie war schon am anderen Tag vergriffen.

Text: Helmut Radermacher